Auf frischer Tat erschienen: "Tatort Bibliothek"
Soeben ist im Verlag BibSpider in Berlin der Titel 'Tatort Bibliothek : Bücherklau und Seitenraub' von Andrea Nikolaizig und Conny Schwarzer erschienen.
Der Titel macht es klar: Das Buch ist ein Brevier des bibliotheksbezogenen Mediendiebstahls und verzeichnet akribisch alle publik gewordenen Fälle der Jahre 1990 bis 2013, von der Gelegenheits-Stibitzerei bis zum konzertierten Raub ganzer Sammlungen.
Es lässt, und das ist ein großer Pluspunkt, selbst den Raub durch Bibliotheken nicht unerwähnt, so das noch auf lange Sicht aktuelle Thema NS-Raubgut, aber auch administrativ verursachte Bestandszersetzung, wie die Causa Stralsund, welche weit über die Grenzen der Disziplin für Aufsehen gesorgt hat.
Die Autorinnen haben ihrer Arbeit Presseberichte über die verzeichneten Vorfälle eines knappen Vierteljahrhunderts zugrunde gelegt, was eine geradezu detektivische Recherchearbeit vermuten lässt, die dem Gegenstand ja auch nichts weniger als angemessen ist.
Aufgrund vielfältiger Register und Verzeichnisse ist der Zugang zum Thema auf diverse Arten möglich. So finden sich über das ausführliche Literatur- und Quellenverzeichnis hinaus eine umfangreiche Bibliographie der verzeichneten Fälle, ein Verzeichnis der ausgewerteten Medien und ein Verfasser-, Titel- und Ortsregister. Dieses ist auf das Fallverzeichnis rückbezüglich, was der Übersichtlichkeit zugute kommt aber auch den Gebrauchswert als Nachschlagewerk deutlich erhöht. Da sich der Hauptteil nach Tatszenarien, Täterprofilen und Tatopfern, -beuten und -motiven gliedert, ist 'Tatort Bibliothek' nicht nur die "gut lesbare Kriminologie des Bücherdiebstahls", als die Eric W. Steinhauer es im Vorwort bezeichnet, sondern das Werk kann getrost als Methodenhandbuch zum Medienklau betrachtet werden. Da dies ein Novum in der Bibliothekswissenschaft darstellt, füllt der Titel mithin eine Lücke *räusper*, derer viele - Sie werden es im Buch nachlesen wollen - in deutschen Bibliotheken leider noch zu füllen sind.
Das Buch dürfte somit nicht nur in den Erwerbungs- und Benutzungsabteilungen der Bibliotheken viele aufmerksame Leserinnen und Leser finden, es sei auch allen interessierten Laien zur vergnüglichen (oder für empfindsame Buchliebhaber/-innen: misvergnüglichen) Lektüre empfohlen. Da in den Bibliotheken, in denen der Titel bereits vorhanden ist, spätestens jetzt mit aufmerksamen und zu allem bereiten Bibliothekarinnen und Bibliothekaren gerechnet werden muss, sollte das Buch lediglich entliehen werden. Ein Kapitel über bibliothekarische Selbstjustiz ist nicht enthalten ("Sie katalogisieren das jetzt alles nach RAK Musik!"), aber vielleicht arbeiten die Autorinnen ja bereits an einem eigenen Band zum Thema. Für alle, die das Buch aus gutem Grund nicht zurückgeben möchten, ist es auch im Buchhandel erhältlich.
Mit einem Vorwort von Eric W. Steinhauer.
Weitere Informationen zum Buch beim Verlag: http://www.bibspider.de/node/358